Ausführungen von einer Grillianerin
Kürzlich erschien in „Buch Zwei“ der Süddeutschen ein Artikel der besonderen Sorte, der mit den wilden Worten „Guru“, „Anhänger“, „Sekte“, „Mord“, „Fanatiker“ und „Ideologie“ seine spezielle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es geht um den „Guru“ Heinz Grill und auf diesen drei Seiten ist immerhin anzumerken, dass man trotzdem recht wenig über diesen Guru erfährt. Es hat wohl der Platz leider nicht mehr ausgereicht, über alles auch etwas konkreter als nur mit Schlagworten zu berichten. Da ich zufällig Heinz Grill, den besagten „Guru“, persönlich kenne und der Artikel nicht zuletzt auch mein Leben in ganz überraschend neue, mir bisher unbekannte „Kreise der Grillianer“ führt, habe ich gedacht, es kann nicht schaden auch mal persönliche Infos über den Guru zu berichten und auf ein paar Formulierungsfehler hinzuweisen. Als mir dann eine Freundin ganz überraschend ihre große Angst vor mir anvertraute, weil sie dachte, ich wolle ihr Gehirn in eine Waschmaschine legen, sah ich, dass sich diese drei Seiten doch sehr dazu eignen, zu allerlei anzuregen…
Zum Guru Heinz Grill
Ich selbst stehe seit vielen Jahren mit dem „Guru“ Heinz Grill in einem fachlichen Austausch, habe schon viele geistreiche Gespräche mit ihm geführt. Ich schätze seinen konstruktiven Umgang mit zeitkritischen Themen und besonders die freiheitliche Art, wie er sich mit Yoga und Spiritualität auseinandersetzt. Jetzt wird er plötzlich zum Mörder? Sicherlich wegen dem größeren Arbeitsaufwand, wurden auf diesen drei vollen Seiten in der SZ keine konkreten Angabe zum Guru persönlich und seiner Arbeit gemacht. Man hätte sich zumindest besser ein Bild von einem potentiellen Mörderguru machen können, schade. Jedenfalls muss man sagen, dass der Guru bisher weitreichende Fachgebiete bearbeitet, die fachliche Auseinandersetzung von Guru Grill betrifft immerhin die östliche und westliche Spiritualität, Medizin, Yoga, Bergsteigen, Ernährung, Pädagogik und Architektur. Im Alpinismus entwickelte Herr Guru eine Mitte zwischen Sportklettern und traditionellem Klettern mit über 140 neuen Kletterrouten im Sarcatal und den Dolomiten. Im Artikel erhält er dafür die Ehre ein „Bergführer“ genannt zu werden, der Touristen beglückt – das ist ganz sicher schmeichelhaft gemeint – nur ist es leider sogar falsch.
Die Philosophie des Gurus
Der Guru Grill ist ja ein sogenannter „Einzel-Guru“, der es vorzieht sich alleine und individuell mit Themen auseinanderzusetzen – so kenne ich ihn jedenfalls seit Jahren. Er setzt sich mit dem Thema Spiritualität auch recht ungewöhnlich für einen Guru auseinander: er sieht Gruppen kritisch und vertritt die Auffassung einer freien Spiritualität, außerhalb von Gruppen, religiösen Systemen, Einrichtungen oder Mitgliedschaften. Der „Guru Grill“ setzt sich für eine freie Spiritualität ein, und betont, dass Spiritualität nicht Beitreten zu einer Weltanschauung bedeuten kann oder man in diese „einsteigen“ könne. Er steht noch zusätzlich Gruppenzugehörigkeit kritisch gegenüber, setzt sich für Individualisierung und hierarchiefreie Verhältnisse ein und ist einer der wenigen „Gurus“, die Hierarchieverhältnisse in Religion und Spiritualität öffentlich thematisieren.
Bis jetzt war ich auf dem Stand, dass sich Herr Grill für eine freie Urteilsbildung einsetzt und der Ansicht sei, dass Erleuchtungsversprechen für die Individualität nicht förderlich sind. Der Artikel schreibt jetzt plötzlich, dass der „Guru“ Grill „seinen Schülern den Weg auf die höhere Stufe ihres Seins zeigt. Erleuchtung, nicht weniger wird versprochen.“ – und an anderer Stelle steht: „Wer erleuchtet sein will, schafft das nur, wenn er ihn entschlüsselt. Den Meister. Heinz Grill.“ Da war ich dann doch sehr überrascht. Hat der „Guru“ etwa seit kurzem seine Philosophie derartig geändert oder sind die Begriffe einfach nur ungünstig gewählt? Sehr erfreulich hätte ich es deswegen gefunden, wenn die Verfasser noch dazu geschrieben hätten, in welchem Buch von Heinz Grill sie dies gefunden haben. Ich selbst bin nämlich leider auf meiner Suche nach Erleuchtung bei Heinz Grill noch nicht fündig geworden.
Der soziale Prozess – ein Beispiel für die Arbeit des Guru
Herr „Guru“ Grill macht aber nicht nur auf die Problematik des sich Unter-Ordnens aufmerksam, sondern hat vor allem den sozialen Prozess entwickelt. Er erörtert, wie Beziehungen zwischen Menschen aus polaren Verhältnissen von „Wissendem“ und „Nichtwissendem“ oder einem „oben“ und „unten“ befreit werden können, damit produktive und schöpferische Beziehungen entstehen können. Mit diesen Ansichten ist er oft auch Kritik ausgesetzt – besonders von anderen „Gurus“ und den heiligen Kirchenvertretern. Unter anderen hat Prof. Dipl. Ing. Karl Dieter Bodack den sozialen Prozess an der Universität in Bamberg unterrichtet. Der Ingenieur und Designer hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn mit dem sozialen Prozess größte Erfolge erzielt und eine neue Form der Kooperation in Betrieben erschaffen. (Porträt Karl Dieter Bodack: https://www.youtube.com/watch?v=cjbXFtpDSkY). Aber das ist vermutlich keine wichtige Errungenschaft, denn sonst hätte die so etwas Journalisten natürlich erwähnt.
Zum Umfeld von Heinz Grill – oder von „Christine B.“?
Statt über den Guru persönlich zu berichten wird im Artikel nur das scheinbare Umfeld von Heinz Grill beschrieben. Woher die Verfasser über dieses Umfeld von Heinz Grill erfahren haben, ohne es zu sehen? Das ist leider auch eine Frage, die offen bleibt.
Der Verfasser startet gleich um besondere Spannung zu erzeugen, seinen Artikel mit dem Umfeld Nr.1. ,mit einem Kriminalfall. „ Der Kriminalfall, der sich im September 2015 in Form eines Doppelmordes im Bungalow einer Ferienanlage von Saint-Cyr-sur-Mer zuträgt, führt mitten hinein in eine obskure, spirituelle Gruppe, die den Lehren eines 58 Jahre alten Oberbayern folgt. Heinz Grill, (…) “ und die verschiedenen Personen, die darin verwickelt sind, werden seinem Umfeld sogar direkt zugegeordnet: „Das Ärztepaar aus München, aber auch der mutmaßliche Mörder gehörten zum Umfeld des charismatischen Yogalehrers Heinz Grill“. Das klingt fast so, als wäre der Verfasser einer Schnur nachgegangen, die von Saint-Cyr-sur-Mer zu dem „Guru“ persönlich führt. Aber dann wäre er ja zu dem Herr „Guru“ am Schluss angekommen und hätte ihn getroffen, hat er aber auch nicht. Hat er sich auf seinem Weg von Saint-Cyr-sur-Mer verlaufen? Und wenn er nie angekommen ist, woher weiß er dann, dass Heinz Grill am Ende der Schnur ist? Natürlich frage ich mich beim Lesen des Artikels auch, warum man nur seine Kritiker zu Wort kommen lässt – aber wahrscheinlich sind diese einfach viel objektiver und können aus der Distanz ohne jemanden zu kennen besonders frei ihr Urteil bilden.
Der Autor des Artikels scheint dem Leser auch noch zum Selbst-Ermitteln anregen zu wollen, wenn er dem Leser die Frage stellt: „War der Doppelmord von Frankreich womöglich die Abrechnung eines Yoga-Jüngers mit einer abtrünnigen Aussteigerin? „ Oder geht es letztendlich um das millionenschwere Erbe des Ärzteehepaares mit Villa in Trudering, einem gesetzten Münchner Bezirk? Die Sätze sind zwar als Fragen formuliert, aber sie führen den Guru Grill in ein Verbrechen hinein. Hätte sich der Journalist das nicht selbst schon beantworten müssen? Das Sonderbare nur ist bei der Sache, dass ich selbst noch nie eine fanatische Gruppe oder überhaupt irgendeine Gruppe bei Heinz Grill gesehen habe. Habe ich die fanatische Gruppe, die im Artikel genannt wird, einfach bis jetzt übersehen? Versteckt sie sich im Keller des Herrn Grill? Hat der Verfasser des Artikels diese geheime Gruppe mit besonderen Messgeräten aus der Ferne ausgespürt und sich deswegen nicht zu dem Herrn Grill persönlich getraut? Man weiß das alles leider nicht.
Anhänger des Heinz Grill oder Patienten der Frau B.?
Dem Umfeld der Ärztin Christine B. wird, soweit ich den Artikel lese, leider nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Interessant wäre es doch schon auch gewesen, dies einmal kurz zu nennen. Man könnte ja schon schreiben, dass sie Gruppentherapien und allerlei spirituelle Sitzungen gemacht hat, Yogalehrer ausgebildet hat und dass sie Probleme mit ihren Patienten hatte, weil die anscheinend anders wollten als sie. Dann klagten diese Patienten sogar gegen sie, sie benannte sie neu und gab ihnen den Namen „Grillanhänger“ und Christine B. war seitdem frei von ihren privaten Problemen. Man muss schon sagen, eine sehr einfache aber doch sehr effektive Lösung. Da gäbe es sicher viel Spannendes zu berichten.
Man könnte zum Beispiel erwähnen, dass der als „mutmaßlicher Mörder“ bezeichnete Klaus O., der Schwiegersohn des Ärzteehepaares B. und Schüler von Christine B. war und dass Klaus und seine Frau Cornelia bei Christine B. eine Yogalehrerausbildung absolviert haben. Über diese beiden Menschen wird nun im Artikel geschrieben, dass sie zum Umfeld des Heinz Grill gehören und seine Anhänger wären. Formulierungsfehler? Wenn der Artikel nun von kruden Internetseiten und Prangern schreibt, in der Anhänger von Guru Grill über Christine B. berichten, ist dann wohl doch endgültig ein recht gravierender Fehler unterlaufen, denn ich habe nur eine Internetseite gefunden, in der Patienten von Christine B. über ihre persönlichen kritischen Erfahrungen mit ihrer ehemaligen Ärztin berichten und die findet man auch sehr schnell unter https://www.bornschein-skandal.com/ .
Es ist sicher nur Schuld einer ungünstigen Wortwahl, dass man am Ende meint, Heinz Grill wäre für den Tod von Christine und Wilhelm B. verantwortlich und gefährlich.
Fazit
Ist Herr Grill nun ein heimlicher Mörder und ich habe das einfach bis jetzt übersehen? Es stellt sich mir damit die abschließende Frage, wieso nun die Zeitung ausgerechnet in ihrem umfangreichen Bericht nur aus der Richtung einen Partei berichtet? Und wieso Klagen von Patienten gegen ihre Ärztin zu Justizmissbrauch erklärt werden, warum über Heinz Grill eigentlich auf drei Seiten nichts faktisches steht? Und ich meine, dass es durchaus möglich ist, mit dem Begriff „Guru“ und einem Umfeld den Guru auch zu diffamieren…es kann aber natürlich auch sein, dass ich schon durch die Gehirnwaschmaschine so oft gewaschen worden bin, so dass mein Blick mittlerweile zu ausgeblichen und undifferenziert geworden ist.
Anmerkung und Information zu dem Redakteur Ralf Wiegand und der SZ Investigative
Ralf Wiegand, 50, ist Redakteur im Ressort Investigative Recherche und ist als der verantwortliche Redakteur des Artikels namentlich angeführt. Nur zur Information ist es so, dass sich an die Investigative der SZ jeder sogar anonym richten kann. Die Investigativenabteilung bezeichnen sich selbst als die Enthüller, also die, die ungeklärten Fällen nachgehen um sie aufzudecken. Investigare kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Aufspüren“, „Auf die Spur kommen“. Spontan denkt man dabei wohl erstmal an die Polizei, aber solch eine Stelle gibt es inzwischen auch bei den Zeitungen. Da fragt man sich natürlich schon nebenbei auch, wer sich an diese Investigativengruppe gerichtet haben könnte, aber das bleibt natürlich Geheiminformation und Namen werden im Artikel natürlich auch nicht genannt. Jedenfalls muss es ja irgendwie zu dem ganzen Artikel gekommen sein. Es wäre sicherlich spannend, das einmal zu ermitteln … vielleicht wird es ja sogar eine neue Story für das Investigativen Team. Aber wenn ich mich da nun anonym hinwenden würde, ist es schon fraglich, was die da über mich denken würden, wenn sie zuvor mein Gehirn in einer Waschmaschine gezeichnet haben.