Der indische Yogalehrer Iyengar (1918-2014) praktizierte und lehrte über 75 Jahre. Ab seinem 15. Lebensjahr wurde Bellur Krishnamachar Sundararaja Iyengar Schüler bei dem indischen Yogi T. Krishnamacharya und entwickelte in lebenslangem Selbststudium und durch seine Arbeit als Yogalehrer einen eigenen Yogastil. Auf seinen späteren Reisen nach Europa trug Iyengar wesentlich zur Bekanntheit des Yoga im Westen bei.
Die Beherrschung des Körpers, die exakte Form der Stellung und die Wissenschaftlichkeit der Übungen stellte Iyengar in das Zentrum seiner Bemühungen. Einfache bis anspruchsvollste Stellungen führt er sehr korrekt aus und seine asana zeugen von seinem ausgeprägten Willen zu Verfeinerung, Genauigkeit und disziplinierter Körperbeherrschung.
Iyengar betrachtet die asana nicht als rein gymnastische Übung, sondern bezeichnet (gemäß der Bedeutung des Wortes asana) eine asana als Stellung, bzw. als Teil der Lebensphilosophie des achtstufigen Weges des patanjali. In seinem Hauptwerk „Licht auf Yoga“, nennt Iyengar Zucht, Vertrauen, Hartnäckigkeit sowie die Ausdauer, regelmäßig, ohne Unterbrechungen zu üben, als wesentlichste Aspekte des Praktizierens der asana. Ununterbrochenes Üben, so Iyengar, züchtigt und erneuert vor allem die innere Haltung des Schülers.
Nach dem Beherrschen der asana erweitert Iyengar die Ausführung der Stellungen mit dem Üben von bewusster Atemaktivität, pranayama. Das Wort pranayama bezeichnet die Ausdehnung und Beherrschung des Atems in seiner Länge, Ausdehnung oder Zurückziehung. Pranayama sollte man jedoch nicht in Eile zu beherrschen suchen. Iyengar betont in „Licht auf Yoga“ die Bedeutung der richtigen Ausführung von pranayama. Schließlich sollen durch die Verwendung von Hilfsmitteln wie Seilen oder Kissen die Übungen in ihrer Ausführung und Wirkung gesteigert werden.
„ Der Yogi beherrscht seinen Körper durch die asana und macht ihn zu einem geeigneten Gefäß für den Geist, denn er weiß, dass der Geist seiner bedarf. (…) Durch Ausführung der asana gewinnt der sadhaka zuerst Gesundheit, die nicht nur Dasein ist oder eine Bequemlichkeit, die man durch Geld erwerben kann, sondern etwas Zusätzliches, das nur durch harte Arbeit zu erlangen ist. (…) Der Yogi vernachlässigt oder kasteit niemals seinen Körper oder sein Denken, sondern er geht wohlwollend mit beiden um. Ihm bedeutet der Körper kein Hindernis für seine Befreiung. Er ist für ihn auch nicht der Grund des Falles, sondern ein Werkzeug der Vollendung.“
(aus: „Licht auf Yoga“, B.K.S.Iyengar)